Weihnachten früher und heute

Weihnachten früher und heute in der Themenreihe „Weihnachten? – wir packen das!“

Die KiezeKatze ist thematisch prinzipiell offen. Dennoch engten wir am 3.12.20 aus gegebenem Anlass etwas ein: Weihnachten. Dieses altehrwürdige Fest. Voller Tradition und doch im Wandel. Der Weihnachtsmann war nicht immer rot. Adventskranz? Vier Herdplatten genügen doch. Turmblasen? Nee, zu kalt. Na ja gut, wenigstens einmal im Jahr in die Kirche zum Gottesdienst. Wer sagt heute schon noch Gedichte auf? Muss man wirklich die Rute fürchten? Und die Futterkrippe ist der Supermarkt um die Ecke. Das Schenken ist geblieben. Aber wie?

Früher war ja alles anders! Und erst recht aus heutiger Perspektive. Cooooroooonaaaa! Hat uns dieser Covid-Kobold doch das ganze Fest versaut. Wenigstens zum Ende des Jahres besinnlich so tun, als wäre man eine Familie unter einem Dach. Oder unter verschiedenen Dächern. Das Fest der Liebe und des gemeinsamen Zanks. Aber wir dürfen nicht. Weil wir nicht lieb und artig genug waren. Hätten wir nur alle brav die AHA-Regeln befolgt. Aha! Aber das dicke Ende kommt nach der Wende und die ist nun auch in Deutschland wieder exponentiell.

Die Fallzahlen steigen und Treffen sind nur noch in beschränkter Personenzahl erlaubt. Hier in der Küstriner Straße dürfen bis dato nur zehn Leute rein. Es ist nicht so furchtbar öffentlich wie ein Konsumtempel, aber dafür kuschelig genug, damit wir die KiezeKatze durch die Beine schnurren lassen und heikle Themen wie Weihnachten besprechen können. Und überdies initiierten wir die digitale Nachbarschaft!

Digital sind Nachbarn aber noch schwer zu kriegen. Die Technik klappt nicht. Zu spät eingewählt. Kein Vertrauen. Keine Lust… sowas halt. Nur Frau H. von Oskar, der Freiwilligenagentur Lichtenberg, klickte sich ein. Immerhin, ein Anfang! Die Menschen wollen sich sehen. Und zwar in echt! Ohne Mattscheibe. Also trafen wir uns in persona und digital und sprachen los.

Gesprochen haben wir über das Schreiben. Hat man früher mehr geschrieben? Oder bedachter? Langsamer? „Wer schreibt, der bleibt!“, tönt es aus der Runde. Also ganz früher hat man weniger oder gar nicht geschrieben. Nicht jeder war des Schreibens mächtig. Gelobpreist seien die Errungenschaften moderner Schulbildung für alle! Früher jedenfalls ist man nicht so verschwenderisch gewesen. Heute kann alles ratzfatz in ein Computerdokument gehackt oder gesprochen werden. Wahnwitzig viele Gesprächsfetzen jagen einander über WhatsApp, Signal oder Telegram. Riesige Dateianhänge können in Sekundenbruchteilen übermittelt werden. Ein eingesungenes Weihnachtslied, ein Foto vom fetten Braten in HD oder inflationär Geschrieben- und Ersprochenes.

 

Eine SMS war ja wenigstens noch beschränkt. Auf 160 Zeichen nämlich. Das hatte einer der maßgeblichen SMS-Pioniere, Friedhelm Hillebrand, so festgelegt. 160 Zeichen – viel mehr passt auf eine übliche Postkarte auch nicht rauf. Mindestgrüße also. Aber diese können auch wunderschön sein!

Frau Me. vom Lokalen Gedächtnis Hohenschönhausen packt alte Postkarten aus ihrer Sammlung auf den Tisch. Beeindruckend. Mit wie viel Liebe und Hingabe die Füllfederhalter geschwungen worden sein müssen… Und so edle Motive. Irgendwie anmutiger als eine schnelle WhatsApp…

 

Frau Ma. aus der Nachbarschaft arbeitet bei SchreibArt e.V. Sie hat kürzlich über den Kiezfonds 560 Euro für Postkarten an 500 einsame Menschen aus der Nachbarschaft beantragt. An die Menschen in den Altersheimen denkt doch kaum einer! Und eine Postkarte in geschwungener Schrift mit ausgesuchtem Motiv…das weckt gute Emotionen! Chapeau!

Tja, weitere Themen waren Berlin, das Wappen (ist ja jetzt ein neuer Bär), Schwänke aus dem Leben des Herrn C., und seit der viele Kinderpunsch auf dem Tisch stand, verflüchtigten sich die gesprochenen Worte ins Ätherische.

Der Wert des geschriebenen Wortes hingegen geht bedeutungsschwanger in den Herzen der Leser auf. Niederformulierte Worte sind so verstanden verpackte Werte und in Briefumschlägen gar verpackte Geschenke. Frohe Botschaften auch 2020 Jahre nach Jesu Geburt! Ach ja, Verpackungen… Über das Verpacken sprachen wir auch. Herr B. von FFF war ja da. Aber dazu und von den vielen Tips aus der Nachbarschaft zum nachhaltigen Verpacken mehr im Think Tank zum selbigen Thema.