
Nachhaltiges Verpacken zur Weihnachtszeit, am 17.12.2020
Ein Think Tank mit DER GUTE POL und Fridays for Future aus der Themenreihe „Weihnachten? – Wir packen das!“

Sooo viieel Heimlichkeit – iiin deeer …
Na? Weihnachtszeit! Alle Jahre wieder. Wir kaufen und basteln, stehen Schlange, fummeln uns die Finger wund, ackern Wunschlisten ab – für die lieben und auch die unlieben Nächsten – wickeln alles eifrig ein, dann noch dieses Schleifen-Bondage und all dieser Verpackungsfetisch nur, um sich an dem überraschten Gesichtsausdruck des Beschenkten zu erfreuen. Lohnt sich das umtriebige Geschenke-Verstecke überhaupt? Nun, für die Umwelt zumeist nicht.
Weihnachten, das Fest der Liebe, aber auch das Fest der Verpackungen
In Deutschland werden jedes Jahr knapp 20 Millionen Tonnen Verpackungsmüll weggeschmissen. Das sind pro Kopf rund 230 Kilogramm. Interessant ist, dass der Müll in der Weihnachtszeit gegenüber dem Jahresmittel noch einmal um 20 bis 30 Prozent ansteigt.
Der Gute Pol hat sich zusammen mit Fridays For Future Lichtenberg hingesetzt und das Problem erörtert. Dabei sind nicht nur aktuelle Ideen aufgekommen, sondern auch alte, schnöde, aber nach wie vor sinnvolle Erkenntnisse, wie man beim Verpacken der Weihnachtsgeschenke sparen kann. Man muss sie nur wieder ans Tageslicht holen und beherzigen.
Altpapier
Zeitungen. Kennen Sie das noch? Also die aus dem raschelnden Papier, dessen wacklige Ecken in der Bahn den Sitznachbarn zum Mitlesen einladen. In einer Welt voller Apps und sonstiger Onlinedienste bringt es natürlich nichts, das Geschenk mit aus-genudelten Smartphones zu betackern. Aber die unzähligen Werbezeitungen oder andere kostenlose Tagesblätter sind bunt genug, dass sie als Verpackung herhalten können. Und vielleicht sind Sie ein intellektueller Tageszeitungsabonnent, der die Überschriften der Artikel geschickt platziert und weihnachtstolle Botschaften rüberbringt. Langweilige Zeitungen wie den Berliner Behördenspiegel oder Neues Deutschland können Sie überdies mit Kartoffelstempeln verzieren! Ansonsten nehmen Sie Bücherseiten oder alte Bilderkalender.

Einweggläser
Einweggläser werden Sie sowieso kaum noch los. Wie das scheppert! Dieser Lärm! Da beschweren sich die Mieter doch zu Recht und schon werden viele Glasmülltonnen wieder ab-geschafft. Und selbst als trennbewusster Deutscher (Sie schmeißen die Gläser ja bestimmt nicht in den Hausmüll!) ist es mitunter schwierig, die richtige Farbe zu bestimmen. Werfen Sie eine braune Flasche in den Weiß- oder in den Grünglascontainer? Dann also besser aufheben, auswaschen und Kleinigkeiten zum Verschenken reintun. Kleinigkeiten sind sowieso viel besser. Dann mit Klopapier bekleben, bemalen und so weiter.
Nussschalen
Wie niedlich! Nicht nur bei Eichhörnchen beliebt, sondern auch bei künftigen Verlobten und Eheleuten (in spe). Da kann man Ringe für Finger und Ohren hineintun oder ein paar Reiskörner zum Werfen für bevorstehende Hochzeiten oder als Hinweis auf den Hunger der Welt.
Alte Verpackungen
Uhrenkartons, Schuhkartons, Umzugskartons… kann man doch alles nochmal verwenden. Selbst altes Verpackungspapier, wenn es nun schon einmal da ist, kann ein zweites Mal zur christlichen Geltung kommen. Neuer Wein in alten Schläuchen… nicht wahr? Da kann der Jesus noch so modern daherkommen (NT, Matthäus, 9, 17). Wer sich vorsieht, der entblößt mit Fingerspitzengefühl die Gabe des Nächsten und verwendet die Verpackung das nächste Jahr wieder.
Tücher
„Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch…“ (ebd. 9, 16), heißt die Begründung für die Schlauchweisheit im Matthäusevangelium, aber altes Tuch kann man getrost zum Verhüllen der weihnachtlichen Aufmerksamkeiten verwenden. Das sieht auch sexy aus, denn Tuch ist so anschmiegsam. Und warum nicht den Reiz des Festes mit alten Dessous aufhübschen? Ein Liebesfest hat doch viele Facetten! Am besten aber ist ein großes Tuch unter dem Baum; jeder schiebt sein Geschenk heimlich herunter und zur Bescherung wird gezogen. Nach dieser Weihnachtslotterie kann das Tuch mitsamt der Nadeln des klimaneutralen Weihnachtsbaums zusammengenommen und über dem Nachbarsbalkon ausgeschüttelt werden. Wenn das Dopamin im Geschenkerausch wieder abgeebbt ist, eignet sich ein Tuch übrigens hervorragend, um die Weihnachtsparty wieder in Schwung zu bringen!
Altholz
Wer es doch etwas kantiger mag, der sägt und nagelt aus alten Brettern oder Möbelstücken eine stabile Präsentkiste zusammen. Upcycling heißt das neudeutsch. Richtig zugenagelt kommt dann schließlich schweißtreibende Spannung beim Auspacken auf! Da zeigt sich, wer noch richtig anpacken kann, Hebelgesetze versteht oder unchristliche Flüche beherrscht.

Weihnachten – wir packen das!
Oder doch nicht? Vielleicht sollten wir einfach mal gar nicht verpacken … wenn es doch eh gleich wieder ausgepackt wird … Oder erst gar nichts schenken, dann muss auch nichts eingepackt werden. Das wäre sehr klimaneutral. Aber auch weihnachtsneutral. Dieses Schenken gehört schon dazu. Psychologen haben herausgefunden: Schenken macht glücklich. Und glücklich wollen wir alle sein. Schenken wir doch einfach Liebe! Viiiieeeel Liebe! Aber Vorsicht! Zu viel Herzenswärme erhöht auch die globale Erwärmung!
Die Art des Gebens ist wichtiger als die Gabe selbst
Dieses Bonmot von Pierre Corneille (wer auch immer das ist), steht auf der Weihnachtskarte meiner Wohnungsbaugenossenschaft drauf. Ich kenne auch noch einen Spruch. Weniger ist mehr. Der kommt aus der Bauhaus-Architektur und davon hätte ich auch gerne weniger, aber weniger Verpackung indessen ist schlichtweg ehrlicher. Zu seinen Mitmenschen und zur Umwelt.
Verpackungsfrei
Richtig verstanden hat das der Verband der Unverpackt-Läden. Unverpackt e.V. listet deutsch-landweit auf, welche Läden unverpackte Waren anbieten. Ob das Lebensmittel oder Dinge sind – ohne schädliche Chemikalien, recycelt oder clever gelöst – hier wird nachhaltig verkauft.
Für Abfallvor- und -nachsorge gibt es aus der Stiftung für Naturschutz Berlin eine Karte, auf der nicht nur Unverpackt-Läden gelistet sind, sondern auch Adressen für die richtige Entsorgung alter Polstermöbel, Elektrogeräte, hirnloser Weihnachtsgeschenke oder von Repair-Cafés und Kleidertauschbörsen. ReMap heißt dieser Berliner Abfall-Check.

Viel zu viel Abfall
Das Blatt muss gewendet werden! Papierwende ist ein weiteres Netzwerk in Berlin, das dieses Credo zum Ausdruck bringt. Natürlich nur auf recyceltem Papier. 15 Berliner Umweltzentren und Umweltverbände zeigen zusammen mit der Berliner Stadtreinigung auf, wie und wo man Papierverbrauch vermeiden oder ökologisch vertretbar einsetzen kann. Für Schulen, Firmen oder andere Einrichtungen werden sogar Seminare dazu angeboten.
Papier ist ja nicht gleich Papier. Gerade Geschenkpapier hat oft folierte Anteile und besteht zum Teil aus Plastik. Genauso wie viele Schleifenbänder. Lassen Sie die kurzlebigen Hüllen am besten weg. Und wenn schon Plastik, dann gleich Mülltüten – die erweisen sich gerade in der Weihnachtszeit als sehr praktisch.
Freitage für die Zukunft
Die Lichtenberger Gruppe von Fridays For Future ist übrigens gar nicht so moralkeulschwingend wie manche vielleicht glauben. Ihnen geht es um positive Anreize und diese werden in erster Linie an die Politik gesendet. Die kann nämlich wirklich etwas verändern: Bestimmte Wirtschaftszweige höher versteuern, andere subventionieren oder welche verbieten … Es geht darum, wichtige Botschaften zu transportieren, die an den richtigen Stellen ankommen und dort nachhaltig wirken.
Apropos Transport. Wenn Sie doch etwas Größeres verschenken wollen, dann nutzen Sie doch zum Transport eines der vielen grünen Lastenräder, die man kostenlos in Lichtenberg und anderen Bezirken ausborgen kann. Lichtenbergs saubere fLotte. So kommt Nachhaltigkeit in Bewegung! Und noch leichter ist das ohne Verpackungen.
Also: Verpackungen? Können wir uns schenken! Alles andere ist ein Packt mit dem Teufel!